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Die Sache mit den Realnamen in sozialen Netzen

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Auf Google Plus und anderswo toben Diskussionen darüber, dass Google derzeit Profile sperrt, die nicht mit Klarnamen bezeichnet sind. Pseudonyme sind gemäß den Inhaltsrichtlinien nicht gerne gesehen. Google wünscht sich, dass Nutzer mit ihren echten Namen auftreten.

Hierdurch fühlen sich manche Nutzer offenbar in ihrem Recht auf informationelle Selbstbestimmung eingeschränkt. Manchmal sind es Leute, die sich seit langem unter einem Nickname eine mehr oder weniger bekannte Netzidentität aufgebaut haben, manche argumentieren aber auch einfach damit, dass ihre echte Identität niemanden etwas angehe.

Ich habe dazu eine klare Meinung.

Das Thema der Realnamen im allgemeinen

Warum verwenden Nutzer eigentlich Pseudonyme? Oft, um einem Anbieter die wahre Identität zu verschleiern, dem man aus irgendeinem Grund nicht vertraut. Um sich statt des „langweiligen“ richtigen Namens (z.B. Erna Strube) einen schickeren „Künstlernamen“ (Joy Fleming) zu geben. Um vielleicht damit ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen. Um sich vermeintlich unangreifbar zu machen.

Bei Internet-Nutzern steckt oft, das sage ich jetzt einfach mal so platt, hinter sehr vielen Pseudonymen einfach der Wunsch, in eine Rolle zu schlüpfen, unter der man dann nach Herzenslust ungestraft pöbeln und dummes Zeug ablassen kann.

Ich bin — wie hier zu lesen ist — seit 1989 online, damals noch im Fido-Net. Dort verkehrte man unter Realnamen. Später, im Internet, mit dem Aufkommen der Interaktionskultur, wurde es üblich, z.B. in Foren unter einem Nicknamen zu agieren. Und in all den Jahren, in denen ich in vielen Foren aktiv war, sei es als Teilnehmer, Moderator oder auch Betreiber, habe ich eine herzliche Abneigung gegen Leute entwickelt, die sich hinter ihrem Nick verstecken, um dann zu trollen oder Flamewars anzuzetteln. Wie oft habe ich mir gedacht: Würdest du mir das auch im richtigen Leben ins Gesicht sagen, wenn wir uns jetzt physisch gegenüberstünden?

Ich nehme inzwischen niemanden mehr ernst, der mit mir sprechen, mir gegenüber aber unerkannt bleiben möchte. Wenn du mit mir diskutieren willst, dann gib dich zu erkennen. Poste nicht anonym, sondern habe wenigstens den Respekt, mit deinem richtigen Namen zu unterschreiben.

(Keineswegs setze ich dabei Nickname = Troll. Gib dir lustige, spannende, kreative Nicknames, soviel du willst, aber mache den Nick nicht zu deiner einzigen Identität.)

Ganz besonders gilt das für soziale Netzwerke, deren Daseinszweck es ist, Beziehungen zwischen Menschen zu unterstützen. Dort will ich es mit Menschen zu tun haben, nicht mit Pseudonymen. Erwarte nicht, dass ich mich mit dir vernetze, wenn du mir nicht zeigst, wer du bist.

Auch ist es ja möglich (und bei Google Plus auch einfacher als bei Facebook), zu bestimmen, wer die Postings lesen und weiterverbreiten darf. Wenn also der Chef mal einen verärgerten Erguss nicht lesen soll, packt man ihn in einen extra Circle, an den man das nicht publiziert, und gut ist. Ansonsten gilt: Ich benehme mich in der Öffentlichkeit eigentlich immer wie ein erwachsener Mensch, und das tue ich auch in der Netzöffentlichkeit.

Das Thema der Realnamen bei Google Plus

Google will also, dass Personen im neuen sozialen Netz mit ihrem richtigen Namen auftreten, und sperrt Profile, bei denen es anders gehandhabt wird. Soweit ist das erst einmal das Hausrecht des Betreibers. Eine pikante Angelegenheit wird es jedoch durch folgende Aspekte:

  1. Mit der Sperrung des Profils geht auch oft einher, dass plötzlich kein Zugriff mehr auf andere Google-Dienste möglich ist. Mit Google Plus versucht Google, immer mehr seiner Angebote miteinander zu verknüpfen. Zentraler Dreh- und Angelpunkt hierbei ist das Google-Profil. Mit dessen Sperrung oder Löschung ist man dann plötzlich aus dem gesamten Ökosystem ausgesperrt. Eine heikle Sache zum Beispiel für Chromebook-Nutzer, bei denen ohne ein funktionierendes Google-Profil nicht viel geht. Willkommen in der Cloud.
  2. Google widerspricht sich selbst zu einem gewissen Grad. In einem Blogpost vom Februar auf dem „Google Public Policy Blog“ werden drei Arten der Nutzung von Google-Diensten beschrieben: anonym, pseudonym, und personenbezogen. Speziell bei der pseudonymen Nutzung betont Google, dass es diese als einen der größten Nutzfaktoren im Internet ausdrücklich befürworte, um beispielsweise das Recht auf freie Rede wahrnehmen zu können, wenn das nicht auf andere Weise möglich sei. Dort wird auch erläutert, dass Google-Dienste wie Blogger oder Youtube dezidiert mit Pseudonymen nutzbar seien — auch als Autor.

Offenbar hat Google sich entschlossen, sein neues soziales Netzwerk in der dritten Kategorie zu positionieren, also bei den Diensten, die nur mit einer eindeutigen, öffentlichen Identität aktiv nutzbar sind. Und das setzen sie derzeit hart durch. Das ist eine politische und strategische Entscheidung, die auch anders hätte getroffen werden können, die in meinen Augen aber für einen sozialen Dienst Sinn ergibt.

Und nun komme mir keiner mit dem Argument, mit der Pflicht zum Klarnamen würde es für Dissidenten in repressiven Staaten unmöglich, sich gefahrlos auszutauschen. Jedes große Unternehmen kann im Zweifel von staatlichen Stellen gezwungen werden, Nutzerdaten herauszugeben, aus deren Summe die User identifiziert werden können – auch bei der Verwendung eines Pseudonyms. In den USA ist das nicht deutlich schwieriger zu bewerkstelligen als in China. Wer sich in einem Umfeld bewegt, in dem er eine Verfolgung befürchten muss, kann diesen Unternehmen und ihren Online-Diensten ohnehin nicht trauen. Und ob es dabei noch ausschlaggebend ist, ob im Google-Plus-Profil nun der echte Name auftaucht, das wage ich stark zu bezweifeln.

Besonders „charmant“ finde ich es darüber hinaus, wenn das Argument der politischen Verfolgung als Begründung für die eigene Empörung darüber herhalten muss, dass man bei Google+ nicht unter „hasenfuss83″ oder „Geekmaster“ auftreten darf. (Kein realer Bezug beabsichtigt, das Beispiel hab ich eben erfunden.)

Mein Fazit zu den Realnamen bei Google Plus lautet also: Akzeptiert es oder nicht, und wenn es euch nicht zusagt, dann beteiligt euch eben nicht. Wie seht Ihr das?


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